(Juba) Am 9. Juli 2011 besangen die Südsudanesen ihre hart erkämpfte Freiheit. Auf den Straßen Jubas feierten die Massen und schwangen die Flaggen des neuen Staates. Die religiöse und kulturelle Unterdrückung durch den islamischen Sudan hatte endlich ein Ende.
Heute, sechs Jahre später, wollen viele von ihnen nur noch eins: Zurück in den früheren Unterdrückerstaat - weg vom Bürgerkrieg, der ihr Land seit vier Jahren stückweise auffrisst. Zwar sind die Flüchtlingscamps im Sudan überfüllt und es mangelt an Wasser und Lebensmitteln. Dennoch strömten allein dieses Jahr 155.000 Südsudanesen über die Grenze."Dass so viele Leute zurück in den Sudan wollen, verrät viel über die Realität vor Ort, wo es ums Überleben geht", sagt Biel Boutros, Menschenrechtsanwalt aus Juba. Für viele seiner Landsleute sei der Sudan eine sicherere Heimat geworden, nachdem sich der jüngste Staat der Welt als "Patient der Region" entpuppte.
Knapp eine halbe Million Südsudanesen leben heute wieder im Sudan, berichtet die Ostafrika-Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Teresa Ongaro. Eine Ironie der politischen Entwicklung.Die Gründe dahinter liegen für Ongaro auf der Hand: "Die Flüchtlingsbewegungen aus dem Südsudan zeigen Instabilität, Konflikt und Ernährungsunsicherheit in der betroffenen Region an. Als sich der Konflikt in den Bundesstaaten Equatoria und Jonglei ausbreitete, flüchteten die Menschen vermehrt nach Uganda beziehungsweise Äthiopien.
Dasselbe gilt vermutlich für die Grenzregion beim Sudan."Zu dem bewaffneten Konflikt kommt die Dürre: Das Rote Kreuz geht davon aus, dass einer von drei Haushalten im Südsudan "dringend" Hilfe benötigt. Nach dem jüngsten Anstieg an humanitärer Hilfe, äußerte die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) zwar leise Hoffnung. Laut der Regierung in Juba trifft auch die Definition einer Hungersnot nicht mehr zu, die Präsident Salva Kiir im Februar in Teilen des Landes ausrief. Dennoch seien weiterhin sechs Millionen Menschen täglich von Hunger betroffen - "die höchste Zahl, die der Südsudan je gesehen hat", so die FAO.